Hinrich JW Schueler - Imprvisiete Landschaften
 
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Abstrakte Landschaft 7-2014
Abstrakte Landschaft 3-2014
Abstrakte Landschaft 1 - 2014
Abstrakte Landschaft 17-2011
 
 

Unendlichkeit und Nähe

Angesichts der vielfältigen und auch oft schwierigen Positionen aktueller Kunst stellt sich die Frage: „Kann man heute noch Landschaften malen?“ Angesichts unendlicher gestalterischer Möglichkeiten kann die Antwort nur ein „Ja!“ sein. Das Sujet „Landschaft“ ist derartig vielfältig, dass ihm immer wieder neue Gesichtspunkte hinzugefügt werden können – wie auch dieser Katalog zeigt. Landschaften ändern sich, aus Naturland wird Kulturland, Bauland, Abbauland – und oft dann wieder renaturierte Natur. Landschaften ändern sich – und auch die künstlerische Auseinandersetzung damit. Mein kreatives Schaffen innerhalb dieses Themas hat viele Facetten und reicht bis in meine Kunststudentenzeit zurück, viele inhaltliche und formale Wandlungen durchlaufend.

Alle meine Landschaftsbilder tragen den Titel „Abstrakte Landschaft“: denn es sind eben nicht vor Ort entstandene Bilder, auch nicht von Skizzen oder Fotos übernommene Sichtweisen, sondern im Atelier kreierte freie Schöpfungen und Erfindungen. Die in diesem Katalog gezeigten Landschaften gibt es so nicht – aber es könnte sie geben und sie erinnern uns an vieles, was wir schon irgendwo auf Reisen selbst entdeckt haben.

Licht, Farbe und Raum sind bestimmende Elemente meiner Malerei, ebenso das Spiel mit Horizont, Perspektive und Fluchtpunkt. Der Betrachterstandpunkt wird bei vielen Werken in eine spannungsreiche, schwebende Unwegbarkeit/Unwägbarkeit versetzt, was verschiedene und immer wieder andere Lesearten zulässt.

Der Startschuss der hier dargestellten Arbeiten sind spontane, gestische, „informelle“ und experimentelle Ausbrüche, Performance-artige Farbschlachten mit breiten Pinseln, Schwämmen, Spachteln. Mit vielen aufwendigen Lasuren werden diese „wilden“ Strukturen später überarbeitet, beruhigt, verdichtet, nuanciert, betont oder zurückgedrängt, dabei behutsam in einen Kompositionszusammenhang geführt. Aus dem Chaos des Beginns wird der Kosmos der Vollendung, aus dem Experiment ein Bild, - aber kein Abbild. Jedes Werk ist eine erfundene einmalige Neuschöpfung – entstanden im Spannungsfeld von Unendlichkeit (dem Ozean der Möglichkeiten) und Nähe (dem intimen Akt des Kunstschaffens).

„Unendlichkeit und Nähe“, bezogen auf Landschaften, heißt auch: Wahrnehmung aus nächster Nähe von kleinsten Dingen, Spuren im Sand, Farbstaub auf Schmetterlingsflügeln und der gleichzeitigen Erkenntnis dessen, dass alles, was ist, sein Dasein unter dem Schirm raum-zeitlicher Unendlichkeit hat. Unendlichkeit und Nähe kann oft in einem Punkt zusammenfallen: in einem Tautropfen spiegelt sich der Sternenhimmel. In einem Kunstwerk gerinnt eine Auswahl aus der Unendlichkeit der Möglichkeiten, durch den Filter der Könnerschaft selektiert und durch Zeit(geist)fenster geprägt, in die räumlich-stoffliche Begrenztheit des abgeschlossenen Werkes.

Hinrich JW Schüler, Düsseldorf, September 2017

 
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